22 September 2022

Das Dilemma mit dem TCO und dem ROI

Wir schreiben das Jahr 2002. Nelly (feat. Kelly Rowland) veröffentlicht am 25. Februar 2002 den Song «Dilemma». Über Nacht singt er sich in die Herzen der Zuhörer. Der Erfolg war eklatant! Das Problem dieses Evergreen: Das Dilemma der unerwiderten Liebe. Über 20 Jahre sind vergangen, die Probleme sind immer noch dieselben - auch im Business. Denn die Wahl eines Outsourcing Partners ist ebenfalls ein unerwidertes Liebes-Dilemma.  Vor allem dann, wenn sich der versprochene ROI nicht einstellt. Nicht selten endet die Beziehung sogar, bevor sie beginnt. Warum? Weil ein falscher TCO zum verfrühten Show-Stopper der Beziehung geführt hat. Aber mal der Reihe nach. 

TCO, was???

TCO steht im Reich der Buchhaltung für «Total Cost of Ownership». Das bedeutet nichts anderes als das man alle Kosten, welche für den Betrieb einer Leistung erforderlich sind, einpreist. Beim Outsourcing sind das, für eine korrekte ROI Berechnung, Kosten wie Lizenzgebühren, Unterhaltkosten, Kosten für Updates, Strom, Versicherungen uvm.. Alle diese Kosten müssen anteilsmässig zum Salär eines Mitarbeitenden dazugezählt werden. So berechnet man die effektiven Personalkosten, die man als Vergleichsgrösse beiziehen kann.  Der Lohn ist also nur ein Teil der Rechnung aber sicherlich nicht die grösste und bei weitem nicht die einzige Position.  Wenn überhaupt, dann die Erste. 

ROI, wie bitte??? 

ROI hat mit dem König aus der französischen Sprache herzlich wenig zu tun. Es ist aber definitiv die Königsdisziplin in der Entscheidungsfindung. ROI bezeichnet nämlich den sogenannten «Return on Investment». Mit anderen Worten eine betriebswirtschaftliche Kennzahl zur Messung der Rendite einer unternehmerischen Tätigkeit. Vereinfacht gesagt meint der ROI, dass sich eine Anschaffung lohnen soll. Ist dies nicht der Fall, soll man es sein lassen.  Der ROI kann kurioserweise bei diversen Entscheidungen herangezogenen werden. Der Autor hat beispielsweise einen ROI als Entscheidungshilfe bei der Wahl der Beschaffung eines E-Autos gegenüber einem konventionellen Kraftstoff betriebenen Auto herangezogen. Das E-Auto hat im Vergleich in Sachen steigenden Kraftstoffpreisen die Nase vorne. Aber nur die Spritpreise für einen Vergleich heranzuziehen wäre hier eine zu banale Entscheidungsgrundlage. Auch hier muss man weitere Kosten zum TCO berücksichtigen und da kann sogar der Kauf eines Neuwagens die monatlichen Kosten eines gebrauchten unterschreiten. 

Wo TCO keinen positiven ROI zur Folge hat, entsteht das besungene Dilemma

Was? Ihre Outsourcing Lösung kostet 80'000.00 Franken pro Jahr? Ein Mitarbeiter kostet mich nur CHF 70'000.00! Da lege ich ja CHF 10'000.00 drauf.  Das mag sein, aber die CHF 70'000.00 wurden sicherlich ohne Berücksichtigung aller TCO-relevanten Kosten kalkuliert. Zu den Kosten des Mitarbeitenden müssen Sie auch die Kosten des Arbeitsplatzes und die Lizenz- und Unterhaltsgebühren der Tools, die er benutzt, rechnen.   Auch fehlen da sicherlich noch die Kosten des Supports oder möglicher Absenzen wegen Krankheit.  Kosten die ungeplanten Absenzen verursachen oder sonstige Geschäftsrisiken sind sicherlich ebenfalls nicht eingepreist. 

Wer nur die Personalkosten bei der Wahl einer Outsourcing-Lösung berücksichtigt, hat das Prinzip des Outsourcings nicht wirklich verstanden. Auch die Opportunitätskosten hat er nicht verstanden. Sie runzeln jetzt bestimmt die Stirn und fragen sich, was solche Kosten bei der Entscheidung übers Outsourcing verloren haben? 

Beispiel gefällig? 

Was passiert, wenn ich den Schritt in die Auslagerung nicht wage? Vielleicht entgehen mir ausserordentliche Talente, weil mir das Budget fehlt, beim «War for Talents» tatkräftig mitzumischen. Ich muss gegebenenfalls. einen teuren Headhunter bemühen oder überteuerte Inserate schalten. Solche Beispiele gibt es viele. Deshalb an muss man sich die Zeit nehmen alle Prozesse zu hinterfragen und das grosse Ganze nicht aus dem Auge verlieren. Denn jede Veränderung hat am Ende einen Effekt auf das Geschäftsergebnis. 

Ich sage nicht, dass Outsourcing das Allheilmittel gegen eine Aktienbaisse oder einen trockenen Talentpool ist, nein! Aber eine Auslagerung redundanter und nicht wertschöpfender Prozesse, wie Payroll oder das Schaden- und Absenzen-Management, hilft seine Kräfte am richtigen Ort zu bündeln. Es entlastet das HR und gibt ihm die Möglichkeit bei der Talentgewinnung tatkräftig mitzuspielen und nicht nur als Zuschauer am Spielrand sein Dasein zu fristen. 

Ich hoffe es ist uns gelungen Ihnen, neben einem Schmunzeln, auch den einen oder anderen Gedankenanstoss oder eine neue Sichtweise auf Preisvergleiche zu geben.  

 

René Pucnik
Key Account Manager