Was bedeutet für Mobiliar nachhaltiges Anlegen?
Vorab möchte ich sagen, dass die genossenschaftliche Verankerung des Mutterhauses mit deren zentralen Werten «menschlich, nah und verantwortungsvoll» auch die Pfeiler in der Strategie des Asset Managements der Mobiliar sind. Im Asset Management setzen wir schon länger auf verantwortungsvolles, bzw. nachhaltiges Anlegen und Handeln. Um unseren Bestrebungen in der Nachhaltigkeitsthematik Nachdruck zu verleihen, hat die Mobiliar jüngst die UN Prinicples for Sustainable Insurance (PSI) sowie die UN Principles for Responsible Investment (PRI) unterzeichnet. Wir sind auch schon länger Mitglied des Schweizer Verein für Verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK) und Gründungsmitglied von Swiss Sustainable Finance (SSF). Sowohl bei den Immobilien wie auch bei den traditionellen und alternativen Anlagen sind nachhaltige Prinzipien seit längerem Teil unseres ganzen Investitionsprozesses.
Was bedeutet dies konkret?
Insbesondere bei den traditionellen Anlagen wenden wir zwei sich ergänzende Vorgehensweisen an, welche als «passiv» und als «aktiv» bezeichnet werden.
- Der «passive» Ansatz beeinflusst unseren Investitionsprozess, wobei dadurch nicht von einem direkten realen Impact ausgegangen werden kann. Dabei fliessen bei der Auswahl der Anlage – zusätzlich etwa zur Performance, zur Qualität des Unternehmens und den Wachstumsaussichten – sogenannte ESG-Kriterien in die Beurteilung ein. Die Abkürzung ESG bezeichnet die drei Dimensionen von Nachhaltigkeit und steht für Environmental, Social, Governance. Dies bedeutet auch, dass alle unseren Aktien und Obligationen laufend auf ihre Nachhaltigkeit in drei Dimensionen überprüft werden. Im Bereich Nachhaltigkeits-Screening unterstützt uns die Schweizer Ratingfirma Inrate, welche sich auf die Analyse von ESG-Kriterien spezialisiert hat. Des Weiteren investieren wir nicht in Firmen, deren Geschäftsmodell eine grobe Verletzung der Nachhaltigkeits-Kriterien verursacht und/oder die sich dem Dialog bei Problemen verweigern (vgl. aktiver Ansatz)
- Der aktive Ansatz bedeutet, dass wir aktiv Einfluss auf Unternehmen ausüben, was idealerweise in einer Verhaltensänderung resultiert. Ein Teil davon ist das Engagement, wo wir mit den Unternehmen in Kontakt treten, um deren Problemfelder in Nachhaltigkeitsthemen anzusprechen. Diesen aktiven Dialog nehmen wir über unsere Mitgliedschaft im SVVK wahr. Viele Unternehmen gehen auf diesen Dialog ein und legen Pläne vor, wie und in welcher Zeitspanne sie ihr Verhalten ändern wollen, damit sie für uns «investierbar» bleiben. Der zweite Teil des aktiven Ansatzes ist durch die Ausübung der Stimmrechte Unternehmen zu beeinflussen. Dabei üben wir seit vielem Jahren unsere Stimmrechte bei Schweizer Unternehmen auch im Hinblick auf ESG-Anforderungen aus und werden dies ab dem neuen Jahr auf alle Aktieninvestitionen ausweiten können.
Seit wann berücksichtigt Mobiliar aktiv ESG Kriterien?
Die Mobiliar ist eine Genossenschaft und als Versicherung langfristig orientiert, nachhaltiges Agieren gehört also zur DNA unseres Unternehmens. Dieses Gedankengut schlägt sich in allen unseren Handlungen nieder, auch im Asset Management. ESG-Kriterien berücksichtigen wir seit vielen Jahren in unserem Auswahlprozess – auch wenn damals noch keiner von ESG gesprochen hatte.
Wie sieht es bei den Immobilien aus?
Bei den direkten Immobilien steuern wir den gesamten Lebenszyklus eines Investments unternehmensintern und können dadurch sowohl beim Erwerb als auch beim Bau und im Betrieb einer Liegenschaft relevante Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen. Seit vielen Jahren fliessen deshalb Überlegungen zu Lage, Nutzbarkeit, Materialien, Energie, Komfort oder Sicherheit in unsere Entscheidungen mit ein. Neu hingegen ist für uns die standardisierte Dokumentation, Messung und Bewertung dieser Überlegungen.
Tue Gutes und sprich darüber – wird dieses Engagement aktiv vermarktet?
Bislang haben wir wenig über unser Nachhaltigkeitsengagement gesprochen, denn nachhaltiges Agieren ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Die Mobiliar ist überzeugt, dass verantwortungsvolles Handeln und Investieren sinnvoll sind und sich langfristig auszahlen wird. Diese innere Überzeugung ist der Antrieb für unser Engagement. Es geht uns dabei nicht um ein marketingmässiges Ausschlachten der Thematik, wir werden künftig aber sich auch aktiver kommunizieren.
Wie ESG-konform ist das Mobiliar- respektive das Pensionskassen-Vermögen heute?
Dies ist eine schwierige Frage, denn es besteht kein einheitlich gültiger Standard. Es gibt Empfehlungen dazu von Asset Management Association Switzerland (AMAS) und SSF, an denen auch wir uns orientieren. Dadurch werden diverse Nachhaltigkeits-Kriterien systematisch über alle Anlageklassen integriert. Unsere Ansprüche an unser Verhalten sind dabei hoch. Und, Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir optimieren beispielsweise unseren klimatischen Footprint sowohl hinsichtlich Kapitalanlagen wie auch bezüglich unseres eigenen ökologischen Verhaltens Schritt für Schritt.
"Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon."
Heutzutage kann fast schon von einer ESG-Bubble gesprochen werden. Viele Aktien haben erfreuliche Kursanstiege gezeigt, weil sie in ESG-Ratings gut wegkommen, wobei die Investoren geradezu blind in diese Titel investieren. Wir hingegen beabsichtigen, in Unternehmen zu investieren, die sich – und damit auch die Wirtschaft – in eine ausstossärmere Zukunft transformieren. Unsere Ambition ist es dabei, deren Fortschritte in einer Art «forward looking rating» zu beurteilen. So partizipieren wir an deren erwarteten Kurssteigerung und motivieren sie gleichzeitig, ihre ESG-Pläne umzusetzen.
Unser Ziel ist es, dass unsere Portfolios, gemessen an den Inrate-Kriterien, ein besseres ESG-Profil aufweisen als ihre jeweilige Benchmark.
Werden ganze Branchen ausgeschlossen?
Wir berücksichtigen die Ausschlussliste des SVVK, d.h. dass Produzenten von kontroversen Waffen ausgeschlossen sind. Weitergehende Ausschlüsse wie beispielsweise Alkohol oder Tabak müssen glaubwürdig und im eigenen Verhalten umsetzbar sein. Viele umweltbelastende Branchen sind derart in den Produkten des täglichen Gebrauchs involviert, dass wir sie nicht glaubwürdig ausschliessen können. Deshalb bevorzugen wir die Investition in Unternehmen, welche sich der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit verpflichtet haben. Ein Beispiel ist die Fahrzeugindustrie. Unser heutiges Leben wäre ohne deren Produkte kaum vorstellbar und die Mobiliar als einer der grössten Motorfahrzeugversicherer im Land baut einen Teil ihres Geschäfts auf diesem Industriezweig auf. Nichtsdestoweniger beobachten wir die laufenden Entwicklungen und passen unsere weitergehenden Ausschlüsse jeweils an, wenn wir Handlungsbedarf sehen.
Ist das Asset Management zu ESG im Austausch innerhalb der Mobiliar?
Mit unserem Investment wollen wir auch das Verhalten im eigenen Unternehmen in nachhaltigem Sinne positiv beeinflussen. Unsere Bemühungen und unsere Überzeugung im Umweltbereich gehen Hand in Hand, mit der durch die Mobiliar formulierten Klimastrategie: Reduktion des CO2-Fussabdrucks, Investition in Klimaschutzprojekte und Sensibilisierung für die Thematik.
Wir datieren unseren Verwaltungsrat regelmässig auf und verbessern unser Reporting laufend, um Fortschritte zu erkennen und festzuhalten. So legen wir innerhalb MAM Rechenschaft über unser Engagement im Bereich ESG ab. Zudem sind wir in engem Austausch mit dem Bereich Public Affairs und Nachhaltigkeit der Mobiliar und auch Teil der internen Arbeitsgruppe Klima. Uns ist bewusst, dass unsere Kunden vermehrt wissen wollen, wo die Mobiliar in den Nachhaltigkeitsfragen steht. Daher werden wir künftig unsere Kommunikation intensivieren. ihr dürft gespannt sein!
Philippe Bonvin – Mitglied der Geschäftsleitung Schweizerische Mobiliar Asset Management AG
Philippe Bonvin verfügt über einen Abschluss in Betriebswirtschaft an der Universität Lausanne und ist eidg. dipl. Finanzanalytiker und Vermögensverwalter (CEFA).
Von 2014 bis 2017 war er bei Vontobel Asset Management als Head Outcome Driven Investments verantwortlich für Multi-Asset-Anlagelösungen. In dieser Funktion verwaltete er mit seinem Team verschiedene risikokontrollierte Anlagelösungen und war für die Anlagestrategien, das Risikomanagement sowie für den Aufbau der Produktepalette verantwortlich. Zuvor war er bei der UBS Global Asset Management als Head Asymmetric Portfolio Solutions tätig.
Seit 2018 ist Philippe Bonvin Leiter Wertschriften der Schweizerischen Mobiliar Asset Management.