25 Januar 2021

Das Anlagejahr 2020 aus Sicht der Schweizer Pensionskassen

Die Corona-Pandemie hatte und hat weiterhin massive wirtschaftliche Auswirkungen. An diesen werden die Arbeitgeber und Arbeitnehmer noch einige Zeit zu kauen haben. Die Börsen hingegen lassen sich davon nur kurzzeitig beeindrucken – ein erstaunlicher Optimismus setzt sich durch.

Solide Entwicklung trotz Corona

Das Jahr 2020 hielt für institutionelle Anleger in der Schweiz genau vier dramatische Wochen bereit: vom 24. Februar bis 23. März tauchten die Börsen massiv ab und rissen die bis dahin verwöhnten Anleger aus der Frühlingsmüdigkeit. Das neue Virus hatte die Kapitalmärkte befallen! Aufgrund von massiven staatlichen Eingriffen – die Neue Zürcher Zeitung titelte am 13. März 2020 „Liquiditätsbedarf zwingt die Notenbanken zur Intervention“ – erholten sich die Börsen weltweit sehr rasch wieder von den Tiefstständen. Diese sogenannte V-Bewegung war möglich, weil die Aktienmärkte eine Rückkehr zur Normalität frühzeitig eingepreist haben, obschon die entstandenen Herausforderungen zum grössten Teil (Infektionsraten, Arbeitslosigkeit, zunehmende Verschuldung) bis Ende Jahr nicht gelöst werden konnten. Wie dem auch sei, davon unbeirrt trabten die Börsenkurse monatelang solide nach oben, unterbrochen lediglich Ende Oktober durch etwas Unruhe vor den Präsidentenwahlen in den USA. Kurz darauf erzielte der bekannteste Börsenindex der Dow Jones einen neuen Höchststand und auch europäische Finanzplätze überboten sich mit erfreulichen Meldungen.

Aufatmen im Stiftungsrat

Am Ende des ersten Quartals hätte kaum ein Stiftungsrat auf diesen Jahresausgang getippt. Die weiteren wesentlichen Bestandteile der Anlagen von Pensionskassen lagen ebenfalls meist im Plus, wenn auch vergleichsweise bescheidene 1 bis 3%. Die Nachfolgende Grafik der Pictet-BVG Indizes zeigt den Rendite-Verlauf von typischen gemischten Vermögen mit rund 25% Aktien (grün) oder 40% Aktien (grau) im Portfolio. Die rote Linie mit 60% Aktien entspricht eher der Vermögensaufteilung eines privaten Anlegers. Sämtliche Portfolios liegen seit Jahresbeginn leicht im Plus, das Jahr ist in diesem Sinne gerettet!

Graphique_LPP_Pictet

Quelle: Pictet Asset Management (www.am.pictet 12.12.2020)

Soweit so gut? Ungewisser Ausblick

Die wirtschaftlichen Herausforderungen der Corona-Pandemie sind nicht bewältigt. Die Arbeitslosigkeit in den USA ist von 3.6% Ende 2019 auf 9% Ende 2020 hochgeschnellt, auch die Schweiz zählt Ende November 2020 knapp eineinhalbmal so viele Stellensuchende wie ein Jahr davor. Die Auswirkungen der sogenannten zweiten Welle sind in diesen Zahlen noch nicht vollständig wiedergegeben und dürften die angespannte Situation über die Wintermonate noch verschärfen. Neben der Situation am Arbeitsmarkt wird auch die zunehmende Verschuldung der Industriestaaten – wachsende Ausgaben für Stützungskäufe und Finanzspritzen sowie sinkenden Steuereinnahmen – noch einige Zeit Kopfzerbrechen bereiten. Was dies für die Anlageverantwortlichen von Schweizer Pensionskassen bedeutet, wird sich zeigen müssen. Auch in dieser Situation ist eine ausgewogene Diversifikation über unterschiedliche Anlageklassen die wohl beste Antwort.

Benno Halter
Market Director